Bürgernähe unterm Tiefschnee

Laut Satzung über die Straßenreinigung sei die Schneeräumung in erster Linie Sache der Bürger selbst, nicht nur auf dem Gehsteig vor dem Haus, sondern zum Teil auch auf der dazugehörigen Straßenseite. Und den Bürgern, die sich bei Stadt wegen unzureichender Schneeräumung beklagt hatten, wurde in dem LA-Artikel ins Stammbuch geschrieben, dass der Schuss leicht nach hinten losgehe, wenn man sich beschwere. Statt Verständnis für die Probleme der Bürgerinnen und Bürger angesichts der wachsenden Schneemassen aufzubringen, kamen Vorschriften- und Paragraphenreiter zu Wort.

Schneemassen aufgetürmt

Wie sollen aber z. B. Grundstückseigentümer die großen Schneemassen vor ihren Häusern beseitigen, die die im Auftrag der Stadt eingesetzten Schneepflügen dort aufgetürmt haben? Nur eine von vielen Fragen. Es dürfte doch Konsens darüber herrschen, dass bei der gegenwärtigen außergewöhnlichen Schneesituation das gelten sollte, was z. B. auch für die Zeitungszustellung gilt, nämlich Verständnis für das aufbringen, was momentan nicht regel-gerecht geleistet werden kann.

Wirklich bürgernah?

Allerdings muss sich eine Kommune und deren Verwaltungsspitze, die die schönen Worte "Bürgernähe" und "Kundenfreundlichkeit" gerne im Munde führen, gefallen lassen, dass die Bürger diese Begriffe hin und wieder mal auf ihre Wahrhaftigkeit überprüfen. Und das dies jetzt in Lauterbach am Thema "Schneeräumung" abgearbeitet wird, ist für die Stadt unangenehm, aber aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger nur allzu verständlich.

Ebbe in der Stadtkasse – glatte Straßen

Wer dieser Tage über Land fährt, kann im übrigen angesichts der Straßenverhältnisse feststellen, wie es um die finanzielle Situation der jeweiligen Kommunen, aber auch der Bundesländer aussieht. Anders ausgedrückt: Man kann sehen, wo sich Städte und Gemeinden jene Bürgernähe und jenen Bürgerservice noch leisten können, die bzw. den sie ständig für sich reklamieren.