
Lauterbach – Sollten sich die Stadtwerke wieder auf das Grundgeschäft Wasser und Strom konzentrieren? Was geschieht dann mit den defizitären Freizeiteinrichtungen? Diese und auch andere Fragen standen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung der Lauterbacher SPD im Posthotel Johannesberg.
Wie Gerhard Fatum, sozialdemokratischer Spitzenkandidat für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung eingangs erläuterte, sind die Lauterbacher Stadtwerke nicht nur Strom- und Wasserversorger, zu ihren Geschäftsfeldern gehören auch im Sportzentrum Steinigsgrund Hallenwellenbad und Freibad. Auch das seit geraumer Zeit wegen Einsturzgefahr geschlossene Eisstadion ist Unternehmensteil der GmbH. Das Unternehmen befindet sich jedoch und das nicht erst heute – in einer finanziellen Schieflage. Den positiven Jahresergebnissen bei Wasser und Strom stehen hohe Defizite bei Hallenbad und Freibad gegenüber. Die Finanzierung eines neues Daches über die Eisbahn kann die GmbH nicht stemmen.
Haben die Stadtwerke noch eine Zukunft? Diese Frage wurde von den Anwesenden und nicht nur von den Parteimitgliedern – mit einem Ja beantwortet. Dies sei jedoch nur der Fall, wenn sich das Unternehmen neu positioniere, betonte Gerhard Fatum, SPD-Spitzenkandidat für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung. Die Lauterbacher Stadtwerke werden in dem seit der Liberalisierung des Strommarktes veränderten Marktumfeld nur überleben können, wenn sie sich gegenüber den sehr marktmächtigen Großkonzernen strategisch neu aufstellen. Wie insbesondere die Gäste der SPD an diesem Abend betonten, müssten sich die Stadtwerke nach außen öffnen, sich im öffentlichen Bewusstsein etablieren. Die Arbeit der Geschäftsführung und Gesellschafter blieben im Verborgenen, weil nicht öffentlich. Gerhard Fatum: Die Möglichkeit der Einflussnahme des Aufsichtsrates, gebildet aus Mitgliedern des Stadtparlament, ist gering.
Sich neu zu positionieren, heißt aus Sicht von Fatum, den Kunden mehr Service zu bieten und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie bei den Stadtwerken, ihrem örtlichen Unternehmen, besser aufgehoben sind als bei großen Konzernen. Die Dezentralisierung der Stromversorgung, die Produktion erneuerbarer Energien und Maßnahmen für mehr Energieeffizienz so erklärten die Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Margret Jöckel und Günter Euler würden Aufträge im Handwerk generieren und Arbeitsplätze schaffen – sowohl in den Stadtwerken selbst als auch in mittelständischen Betrieben. Das bedeute eine erhebliche Wertschöpfung in der Stadt selbst. Margret Jöckel: Im Vogelsberg gilt das Sprichwort: Eine Kuh, die Milch gibt, schlachtet man nicht!
Margret Jöckel und Ralf Bangert berichteten von einer Informationsfahrt des SPD-Arbeitskreises Energie nach Wolfhagen. Die dortigen Stadtwerke sind mit ihrer nachhaltigen Energieversorgung Vorbild für viele andere Kommunen. Wolfhagen ist mit seinen Stadtwerken gegenwärtig auf dem Weg zur Gründung einer BürgerEnergie-Genossenschaft eG. Die Stadt strebt eine Bürgerbeteiligung an ihren Stadtwerken an und sieht darin einen Schritt von historischer Bedeutung für die lokale Energiewende von unten.
Zu unserem Bild:
SPD-Spitzenkandidat Gerhard Fatum (links) sprach über Strategien zum Erhalt der Stadtwerke Lauterbach. Margret Jöckel und Ralf Bangert (am Tisch neben Günter Euler v. r. ) berichteten über die nachhaltige Energieversorgung der Wolfhagener Stadtwerke inzwischen Vorbild für andere kommunale Stadtwerke.