

Der Bericht im Lauterbacher Anzeiger über die Ankündigung aus dem Bundesfinanzministerium, über die Finanzierung der Umgehung der B 254 neu nachdenken zu müssen, hat zur Folge, dass die Kreisstadt-Kommunalpolitiker sich auf eine neue Situation einzustellen haben. Insbesondere dann, wenn das derzeit mit Kosten von über 60 Millionen Euro veranschlagte 16-Kilometer-Projekt aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden kann. Gibt es dann aber eine kleinere Lösung ohne eine Umgehung der Kreisstadt? Und müsste dann nicht am Roten Platz zwingend ein Kreisverkehr entstehen und die alte Umgehungsstraße so ausgebaut werden, dass durch Abbiegespuren in das Gewerbegebiet ein besserer Verkehrsfluss erreicht wird? Viele Fragen, über die jetzt aus Sicht der Lauterbacher SPD intensiver nachzudenken ist. Die gemeinsame Klausurtagung von Stadtverordnetenfraktion und Ortsvereinsvorstand im Hotel Herbstein wurde genutzt, um dieses Thema und weitere aktuelle kommunalpolitische Themen der Kreisstadt zu besprechen und sich für die parlamentarische Arbeit vorzubereiten.
Lauterbacher Interessen berücksichtigen
Stadtverordneter Günter Euler erklärte: Wie auch immer das Thema Umgehungsstraße entschieden wird: Die Lauterbacher Interessen müssen berücksichtigt werden! Die Interessen der Stadt und ihrer Bürgerschaft jedoch auf einen Nenner zu bringen ist gegenwärtig äußerst schwierig. In einer Arbeitsgruppe, moderiert von Dirk Kurzawa, wurde deutlich, wie komplex dieses Thema ist und wie emotional damit umgegangen wird.
Welche Optionen gibt es?
Angesichts des jetzt bekannt gewordenen massiven Finanzierungsproblems müsse im Stadtparlament erörtert werden, welche Folgen dies auf die Realisierung der Umgehungsstraße ob große oder kleine Lösung – habe und welche Optionen es dann noch gebe, erklärte Kurzawa. Zunächst erwarte man aber eine offizielle Stellungsnahme zum Stand des Planfeststellungsverfahrens und wie das weitere Entscheidungsverfahren aussehe. Eine Bürgerversammlung zu diesem Thema dürfte sicherlich sehr im Interesse aller von diesem Projekt direkt und indirekt Betroffenen liegen. So müsse z. B. in diesem Zusammenhang auch der berechtigten Forderung der Maarer Bürger, den Schwerlastverkehr aus der Ortsdurchfahrt auf der Landesstraße aus Richtung Wernges zu verbannen, Rechnung getragen werden.
Stadtwerke zukunftsfähig machen
Eine weitere Arbeitsgruppe im Rahmen der Klausur befasste sich mit dem Thema Stadtwerke. Wie Gesprächsleiter Gerhard Fatum abschließend berichtete, müsse das Ziel sein, die Werke zukunftsfähig zu machen. Andernorts habe man hier schon längst die Weichen gestellt wie zum Beispiel in Wolfhagen oder auch in Marburg. Hier habe man sich um zusätzliche Geschäftsfelder bemüht und dabei über genossenschaftliche Beteiligung die Bürgerschaft mit einbezogen.
Warten auf Eisbahnkonzept
Fatum erklärte, dass dieser Umbruch aber nur funktioniere, wenn er von einer großen politischen Mehrheit getragen werde. Dabei entsteht Energie, die andere mit antreibt! Im Zusammenhang mit den Stadtwerken wurde erneut das Thema Eisbahn angesprochen. Für eine Lösung des Problems gebe es nur ein kleines Zeitfenster. Die SPD hoffe, dass die Bürgerinitiative mit Hilfe der Vogelsberg Consult möglichst bald ein tragfähiges Konzept vorlege.
Vor allem Stadtteile betroffen
Das Thema Demografischer Wandel wurde im Arbeitskreis unter Leitung von Berthold Habermehl erörtert. Hier warte man auf eine von der Stadt in Auftrag gegebene Untersuchung. Daran müssten sich Fachvorträge über die Auswirkungen des demografischen Wandels anschließen. Betroffen seien insbesondere die Stadtteile. In Zusammenarbeit mit den Ortsbeiräten sollten Leerstandskataster erstellt und versucht werden, in Kooperation mit der Stadtverwaltung Immobilien und Grundstücke für Wohnbebauung zu offerieren. Vor dem Hintergrund geringerer Einwohnerzahlen und der veränderten Altersstruktur sei eine Bedarfsermittlung von öffentlichen Struktureinrichtungen notwendig. Für das Leben auf dem Lande sei vor allem für junge Leute der schnellere Zugang zum Internet von erheblicher Bedeutung, das hieße für die Kommunalpolitik, sich für den Glasfaserausbau in den Stadtteilen einzusetzen.
Im demografischer Wandel auch Chancen
Der demografische Wandel verlange nach einer ortsübergreifenden Zusammenarbeit. Dies hätten einige Kommunen im Vogelsbergkreis schon erkannt und seien dementsprechend gemeinsam aktiv geworden. Dirk Kurzawa warnte davor, den demografischen Wandel nur als Risiko zu sehen. Er berge auch Chancen in sich. Für alte Menschen hat städtische Lebensqualität und diese hat Lauterbach durchaus zu bieten – eine Anziehungskraft.
Bildunterschrift für die zwei Bilder:
Stadtverordnete und Vorstandsmitglieder der Lauterbacher SPD trafen sich im Hotel Herbstein zu einer Klausur, bei der in Arbeitsgruppen aktuelle politische Themen diskutiert und Entscheidungsprozesse vorangebracht wurden. Fraktionsvorsitzender Berthold Habermahl (im Vordergrund) und Ortsvereinsvorsitzender Gerhard Fatum leiteten die Klausurtagung.