
LAUTERBACH – (cke). Die letzte Stadtverordnetensitzung des Jahres bot noch einmal die Gelegenheit, einige verdiente Kommunalpolitiker für ihr Wirken in der Stadt auszuzeichnen. Bevor das geschehen und die Sitzung im Saal des "Posthotel Johannesberg" beginnen konnte, hieß es zunächst einmal warten. Auf Stadtverordnetenvorsteherin Marlene Aschenbach, die von einem Sitzungsbeginn um 19 statt um 18 Uhr ausgegangen war. Nach einem Anruf eilte sie herbei und blieb mit ihrer Verspätung im akademischen Viertel. "Die erste Runde geht auf mich", kündigte sie als Entschuldigung für den im Anschluss an die Sitzung anstehenden gemeinsamen Jahresabschluss an.
14 langjährige Kommunalpolitiker galt es, am Abend zu ehren. Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller betonte, dass die Ehrungen in eine Zeit fielen, in der viel über das ehrenamtliche Engagement in unserer Gesellschaft diskutiert werde. "In allen Bereichen unserer Gesellschaft nimmt das Ehrenamt einen breiten Stellenwert ein. Es ist sozusagen das Fundament und der Garant auch für das Bestehen unserer Vereine, vieler gesellschaftlicher Institutionen und der Politik", betonte Vollmöller. Wenn eine Stadt mehr sein wolle als ein anonymes Gebilde, dann brauche es Bürgerinnen und Bürger, Persönlichkeiten, die aus dem eigenen Kreis herausgingen und sich für die Allgemeinheit engagierten. Vor allem in der Kommunalpolitik und in den Vereinen gehe nichts ohne das Ehrenamt.
"Gerade in unserer ländlichen Region können die Aufgaben nur durch den hohen ehrenamtlichen Einsatz von einer Vielzahl unserer Bürger wahrgenommen werden. Ohne dieses hohe Engagement wäre vieles nicht machbar und leistbar." Man könnte beispielsweise für die Vereine theoretische Überlegungen anstellen, alle ihre Aufgaben gewerblich zu vergeben. "Aber wir alle hier und auch unsere Bürger wissen, dass das eine reine Fantasterei wäre. Zum einen wäre das nicht zu bezahlen und zum anderen würde die Vielfalt und die Vitalität unseres gesellschaftlichen Lebens beträchtlich leiden", erklärte der Rathauschef. Würden diese Überlegungen für die Politik – "in der wir heute Ehrungen vornehmen" – angestellt, so würde dies die Grundlage unserer Demokratie fundamental erschüttern und gefährden. "Deshalb möchte ich den heutigen Tag zu zweierlei nutzen: Zum einen, denen zu danken, die sich über Jahre hinweg ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagieren. Ich werde dies im Auftrag des Landes Hessen durch die Überreichung von Landesehrenbriefen tun und für die Stadt Lauterbach durch die Überreichung von Silbernen Ehrennadeln. Zum Zweiten möchte ich den Appell an uns alle richten, verstärkt für die Idee der Ehrenamtlichkeit als eine Grundlage unserer freiheitlichen Demokratie zu werben", betonte Vollmöller. Denn die Stärke der Gemeinden und Städte beruhe auf den Menschen, die in ihnen wirkten. Er sei sehr froh, dass sich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger für ihr Umfeld verantwortlich fühlten, dass sie sich einbrächten und aktiv würden. "Sie tragen viel dazu bei, dass Lauterbach eine lebendige und lebenswerte Stadt ist, sie fördern den Zusammenhalt." "Die Freiwilligkeit ist der Preis der Freiheit" – diesen Satz habe ein berühmter Bundespolitiker mal formuliert. "Helfen wir daher alle aktiv mit, diese hohen Werte zu erhalten und weiter zu festigen", wünschte sich der Bürgermeister.
Nachdem er zusammen mit der Stadtverordnetenvorsteherin die Silbernen Ehrennadeln, Landesehrenbriefe und Ehrenurkunden vergeben hatte, stand er selber noch einmal als zu Ehrender im Mittelpunkt.
Bereits am 1. Oktober hatte er sein 20-jähriges Dienstjubiläum als Kreisstadt-Bürgermeister feiern können. Vor seinem Amtsantritt am 1. Oktober 1996 war er bereits neun Jahre Bürgermeister in Gemünden/Wohra gewesen, erinnerte Marlene Aschenbach und verwies darauf, dass Vollmöller im kommenden Jahr, wenn er 60. Geburtstag feiere, dann die Hälfte seines Lebens Bürgermeister sei. Zum Dank übergab sie ihm unter anderem eine Tüte Gummibärchen "zur Stärkung der Nerven". Der Rathauschef dankte und betonte: "Ich übe das Amt in meiner Heimatstadt gerne aus. Es war schon mein Wunschtraum im Kindergarten." Er kündigte zudem an, dass in vier Jahren bei der Bürgermeisterwahl wieder mit ihm zu rechnen sei.
Artikel aus dem Lauterbacher Anzeiger vom 14.12.2016