Sonnenstrom auf 54 Hektar

Foto: Stoepler Lauterbacher Anzeiger

Artikel aus dem Lauterbacher Anzeiger vom 18.03.2019

Lauterbacher SPD-Fraktion besichtigte Gelände des geplanten Solarparks bei Frischborn / Parlament muss noch entscheiden

LAUTERBACH (ws). Auf der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Gemarkung des Lauterbacher Stadtteils Frischborn sollen im kommenden Jahr bereits die ersten Module für einen großen Solarpark in Betrieb gehen. Diese Planung nannte Architekt Daniel Dechmann-Annus bei einer Ortsbegehung der Lauterbacher SPD-Stadtverordnetenfraktion mit interessierten Bürgern. Eigentümer Philipp Riedesel Freiherr zu Eisenbach hat hierzu das Energieunternehmen Enerparc gewonnen. Notwendig für die Bauleitplanung ist allerdings noch die Zustimmung des Stadtparlamentes.

Die Sozialdemokraten interessierte vor ihrer Entscheidung deshalb besonders, ob die große Solaranlage umweltverträglich in die Landschaft eingepasst werden kann. Der Architekt sagte entsprechende Bemühungen zu. Die SPD-Fraktion befindet sich laut ihrem Vorsitzenden Dirk Kurzawa noch in der Meinungsbildung und hat deshalb diese Ortsbegehung organisiert. Die Familie Riedesel, die derzeit die 54 Hektar große Planungsfläche landwirtschaftlich nutzt, war durch einen Mitarbeiter vertreten. Die Bodenqualität der zu Schloss Eisenbach zählenden Betriebsfläche sei nicht berauschend und garantiere keine sichere Ernte. Bei feuchter Witterung laufe das Wasser schlecht ab, bei Trockenheit herrsche schnell Dürre

Architekt Dechmann-Annus erläuterte, dass es derzeit um die Bauleitplanung gehe. Der Wunsch nach einem Bebauungsplan für ein „Sondergebiet Solarpark Hofgut Eisenbach“ bedeute nicht, dass der Geltungsbereich komplett mit Solarmodulen belegt werde. Dies verhinderten auch die geltenden Vorschriften, die bepflanzte Anteile zwingend vorschrieben. Wie nun genau die Flächenanteile verteilt würden, stehe noch nicht fest. Daher sei er bei der Planung offen für alle Wünsche und Anregungen. Doch gebe es bereits jetzt Anhaltspunkte, dass bis zu 2,50 Meter hohe Hecken als Sichtschutz und davor etwa zehn Meter breite Blühstreifen angelegt werden sollen – dies entlang der benachbarten Gebäude des Auhofes und am Rand in Richtung Schloss Eisenbach, damit von diesem Kulturdenkmal der historische Ausblick erhalten bleibe. Zwischen dem Gelände für den Solarpark und Schloss Eisenbach liegt ohnehin eine Anhöhe, die eine Blickverbindung verhindert. Die Teilnehmer der Ortsbegehung wiesen zudem auf beliebte Wanderwege hin, die ebenfalls vor Blendwirkungen geschützt werden müssten.

Der Architekt rechnet mit der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts erst im kommenden Jahr. Diese Anlage soll eine Leistung von zehn Megawatt Peak (Spitzenleistung) haben. Insgesamt soll der Solarpark einmal 54 Megawatt Peak groß sein, was dann im Jahr 52,1 Millionen Kilowattstunden Strom produziere, den Jahresbedarf von 15 000 Dreipersonenhaushalten. Die schrittweise Entwicklung sei den Einspeisungsbedingungen des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) geschuldet, wobei allerdings mit einem Abschied von diesen Bestimmungen gerechnet werde. Mit dem Komplettausbau sei deshalb in etwa vier Jahren zu rechnen.

Die Installation von Solarmodulen sei keine Flächenversiegelung, betonte der Architekt mehrfach. Das wussten allerdings auch anwesende Schafhalter. Dechmann-Annus nannte das Gelände für einen Solarpark außerordentlich günstig. Dazu trügen auch die nahe Stromleitung für die Einspeisungseinrichtung bei, die optisch quasi mit einem Strommast verschmelze. Von Vorteil sei zudem die Gasverdichtungsstation. Bei Solaranlagen dieser Größenordnung gebe es keinen Speicher, vielmehr werde mit nicht benötigtem Strom mittels einer Wasserelektrolyse Wasserstoff produziert in einer sogenannten „Power-to-Gas-Anlage“. Die Voraussetzungen hierfür seien in der neuen Anlage bei Rixfeld bestens gegeben.

Über den Bebauungsplan wird nun in der Stadtverordnetenversammlung entschieden. Die Haltung der Sozialdemokraten im Stadtparlament soll nun aufgrund der Erfahrungen dieser Ortsbesichtigung erarbeitet werden.